Linie Letter April No. 2

Linie International 02/2020

WAS TUN IN DER KRISE?

Die Corona-Krise bringt viele Wäschefachhändler und Textilhäuser an den Rand der Existenzangst.
Doch nun gibt es endlich einen Hoffnungsschimmer:

Ab Montag dürfen Geschäfte unter 800 Quadratmetern Fläche
unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen.

Für den Wäschefachhandel ist das eine wertvolle Chance – auch wenn es viele Vorschriften einzuhalten gilt. Dennoch werden Sie kaum die Umsätze erreichen, die Sie vor der Krise erwarten konnten. Nutzen Sie also alle Möglichkeiten und optimieren Sie Ihre Geschäftsabläufe. LINIE hat mit Unternehmensberaterin Gabriele Hobmaier gesprochen und für den Handel einige wertvolle Tipps zusammengestellt.

1. ORDERVORBEREITUNG

Keine Warteschlangen und niemand im Laden? Nutzen Sie die wertvolle Zeit, gehen Sie ans Eingemachte und analysieren Sie Ihren Lagerbestand gründlich. Bereiten Sie sich auf die anstehenden Ordersaisons vor: Überprüfen Sie die Verkaufszahlen der letzten Saison, finden Sie heraus, welche Produkte Renner oder Penner sind, passen Sie Ihre Limite an die Situation an. Erstellen Sie sich Größenstatistiken für jeden Lieferanten, damit Sie noch gezielter einkaufen können. Gut vorbereitet ist halb verkauft.

2. WARENPRÄSENTATION

Sie müssen Auflagen einhalten, den ganzen Laden umorganisieren und sollen auch noch Zeit für die Fenstergestaltung aufbringen? Wenn Sie irgendwie können, sollten Sie. Denn nun werden die Menschen mit neu erwachter Aufmerksamkeit durch die Innenstädte gehen, das Bedürfnis nach Luxus ist groß. Gestalten Sie also ansprechende Fenster und geben Sie Anreize, hereinzukommen – und verzichten Sie nicht darauf, vorsichtigen Kunden eine Möglichkeit zur Bestellung anzubieten. Nutzen Sie die Zeit bis Montag, um eventuell noch auf der Fläche verbliebene Winterware zu verräumen und den Laden oder die Fläche richtig schmuck herzurichten. Textilhäuser sollten auch für die Wäsche Aktionen einplanen, ebenso wie Fachhändler. Nicht jede Aktion muss teuer sein oder etwas mit Rabatt zu tun haben.

3. ALTWAREN

Richten Sie sich darauf ein, dass Sie trotz Öffnung nicht überrannt werden. Wenn im Laden Flaute herrscht, bleibt Ihnen Zeit, weiter zu optimieren: Kramen Sie Altwaren heraus. Wenn Sie eine Warenwirtschaft haben, ziehen Sie sich eine Statistik dazu. Bewerten Sie die Altware: Was eignet sich noch für die „reduzierte Ecke“? Sind die Reduzierungen hoch genug? Wie kann ich die Altware präsentieren, damit diese möglichst schnell abfließt? Besteht die Möglichkeit einer Null-Abschrift für ganz alte Ware? Wenn Sie noch viele Altwaren haben, müssen Sie im nächsten Sale keine Neuware reduzieren oder zukaufen. Seien Sie gnadenlos und entsorgen/spenden Sie, was sich definitiv nicht mehr verkaufen lässt.

4. LIEFERTERMINE H/W

Überprüfen Sie die Liefertermine der kommenden Saison und bereiten Sie sich so gut wie möglich darauf vor. Auch, wenn Sie Ihre Order nicht stornieren können: Vielleicht können Sie einige Liefertermine nach hinten schieben. Fragen Sie bei den Herstellern nach, wann und ob die Ware überhaupt verfügbar sein wird. Nutzen Sie den momentan gedrückten „Reset-Knopf“, um mit Fingerspitzengefühl zu entscheiden, wann genau es Sinn macht, welche Ware einzusteuern. Trauen Sie sich, auch an „althergebrachten Traditionen“ zu rütteln, wenn die von Ihnen analysierten Zahlen eine andere Sprache sprechen, als die bisherige Praxis.

5. KUNDENKARTEI

Und noch ein Tipp für eventuelle Leerläufe im Laden: In den letzten Jahren haben sich Kundendaten angesammelt – bisher war aber nie Zeit, sie auszuwerten? Dann tun Sie es jetzt. Sortieren Sie, vervollständigen Sie und gehen Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Kundinnen ein. Nicht nur die Adresse sollte notiert werden: Wenn Sie wissen, welches das Lieblingsmodell Ihrer Kundin ist und Sie dieses in der neuen Modefarbe bekommen haben, rufen Sie sie an und laden Sie sie aktiv in den Laden ein. Überlegen Sie, in welche Zielgruppen sich Ihre Kundenkartei einteilen lässt und entwickeln Sie auf diese Zielgruppen zugeschnittene Aktionen. Beispiele sind die „Big-Cup-Kundin“, die „sportbegeisterte Kundin“, Kundinnen, die eine bestimmte Marke bevorzugen oder sogar ein bestimmtes Modell.

6. WIEDERERÖFFNUNG

Endlich, es geht wieder los – viele können am Montag aufatmen und dürfen ihren Store wieder öffnen. Doch bedenken Sie: Auch, wenn Sie nun mit voller Kraft loslegen und Boden gutmachen wollen, heißt das nicht, dass alles wieder so ist, wie früher. Sie arbeiten direkt am Kunden, da gilt es, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Bleiben Sie achtsam, schützen Sie Ihre Mitarbeiter und Kunden und besprechen Sie Verhaltensregeln. Vielleicht können Sie oder Ihre Mitarbeiterinnen für Sie und Ihre Kunden Behelfsmasken aus netten Stoffen nähen, natürlich unter Einhaltung der empfohlenen Richtlinien?

Gabriele Hobmaier ist seit über 25 Jahren in der Wäschebranche aktiv. Sie berät Wäschefachhändler und Textilhäuser mit Wäscheabteilungen. Gemeinsam mit Ihnen entwickelt sie individuelle Strategien zur Optimierung Ihrer Kennzahlen, des Sortimentes und der Fläche.