Der Nutzen von Erfa-Gruppen

Auch unsere Wäscheexpertin Gabriele Hobmaier steht für den Nutzen von Erfa-Gruppen ein. Ihre Antworten auf unsere Fragen ergänzen und bestätigen den Kollegen Carl Blauen.

Frau Hobmaier, sind Erfa-Gruppen heute noch zeitgemäß?
Unbedingt. Händler müssen und sollten sich untereinander austauschen können. Dazu benötigen sie eine Plattform. Das könnte natürlich auch eine Messe sein, aber heute bieten sie leider keine Möglichkeit mehr für die Intensität, die dazu nötig ist: Jeder hat es eilig, jeder hat sein Programm, Zeit ist Geld. Viele Händler mit einem gewissen Volumen sind in Erfa-Gruppen organisiert, natürlich auch in speziellen Wäsche-Erfa-Gruppen. Da sollte man sich schon mal fragen, warum ausgerechnet die eine solche Austausch-Gruppe für notwendig halten und Zeit und Geld dafür investieren.

Was habe ich davon, mich mit anderen zusammenzusetzen?
Eine ganze Menge. Wenn ich mit sieben mir ähnlichen Händlern an einem Tisch sitze, habe ich sieben verschiedene Meinungen. Das kann sehr bereichernd sein. Wenn ich mit meiner Erfa-Gruppe ein anderes Haus besuche und einen anderen Händler bewerten muss, nehme ich wertvolle Anregungen mit. Und wenn ich selbst bewertet werde, bekomme ich intensive Anregungen zu meinem Außenbereich, dem Schaufenster, Eingangsbereich, meinen Mitarbeitern, dem Ambiente und der Einrichtung, Beleuchtung, den Kabinen und meinem Kassenbereich und vielem mehr. Ich bekomme Antworten auf die Fragen, ob ich meine Servicedienstleistungen gut kommuniziere, meine Bedarfsbereiche wie Tag- und Nachtwäsche sichtbar voneinander getrennt sind und ob der Kunde sich in meinem Geschäft zurecht findet. Diese Form des konstruktiven Feedbacks bietet ganz viel Potential.

Was besprechen Sie noch in Ihren Erfa-Gruppen?
Ganz große Themen sind Werbemaßnahmen, die Generation Z, Nachhaltigkeit, Vertikale. Von letzteren kann man zum Beispiel lernen, den Fokus wieder auf die Wäsche zu setzen. Auch der Vergleich von Kennzahlen nimmt einen Teil unserer gemeinsamen Zeit ein. Wir schauen uns zum Beispiel die zehn Top-Marken eines jeden Händlers an. In manchen Erfa-Gruppen sind die Händler nicht sehr homogen von der Größe her, Zahlenvergleiche sind dann weniger aussagekräftig. Dennoch sollte man sich als Händler nie scheuen, den Vergleich zu suchen: Kleine Flächen sind oftmals flexibler und können Änderungen schneller und leichter umsetzen, große Flächen müssen sich anders organisieren. Der Austausch ist auf jeden Fall spannend. Und dann kommen die großen Fragen: Welche Kooperationsmöglichkeiten gibt es bei den Herstellern, wie performt der und der Lieferant bei anderen Händlern, welche Arbeitsmittel erleichtern mir den Alltag? Natürlich ist es nicht ganz einfach, immer thematisch bei der Wäsche zu bleiben. Wenn sich sehr viele Inhaber treffen, schweifen sie auch gern ab und diskutieren zum Beispiel Kassensysteme. Aber auch dafür muss Zeit sein.

Wieso sollte ich als Händler in eine Erfa-Gruppe gehen?
Sie erweitern damit Ihren Horizont. Natürlich muss es ein Geben und Nehmen sein, Sie müssen Dinge wie zum Beispiel Zahlen von sich preisgeben. Aus der Gegenüberstellung der Zahlen kann man sehr viel lernen. Dazu sind immer mehr Händler bereit: Das Feedback auf die Erfa-Gruppen ist groß, die Nachfrage nach der Teilnahme an den Gruppen steigt. Die spannenden Themen sind so aufbereitet, dass jeder auch etwas mitnehmen kann und die Vernetzung reicht auch über die halbjährlichen Treffen hinaus: Es bilden sich WhatsApp-Gruppen, in denen auch tagesaktuelle Fragen intensiv diskutiert werden – und so einen nachhaltigen Nutzen erzeugen. Es werden Werbeaktionen und Lieferanten-Umstellungen weitergegeben, Zwischenkollektionen besprochen, Suchanfragen wegen fehlender Artikel gestellt. So entwickeln sich sehr herzliche Kontakte, die auch tragen – und in lockerer Atmosphäre lernt es sich einfach leichter.